Gertrud M. Lettau

Gertrud M. Lettau
Wohin mit den Dämonen?
Schuldig oder unschuldig? Grenzgänger oder - überschreitende?

Wir, die Menschen, sind keine Grenzgänger! Wir sind permanente Grenzüberschreitende.
Überall! In der Genforschung, in der Kriegsforschung, in der Naturausbeutung, in den Geschlechterkriegen, in den Religionskriegen, in den Realisierungen der perversesten Sexualphantasien. Das auch noch in einem christlichen Abendland von höchster kirchlicher Stelle, wie man jetzt weiß, legitimiert.
Was um Gottes Willen ist so geil am Kinder-ficken? Kinder-ficken! Ja, sprechen wir es ruhig einmal so krass aus, die Praxis ist ja viel krasser als die Gewalt des Wortes.
Während so manche Frau mit dem teilweise virtuos ins Wahnhafte gesteigerte Gendern zur kuriosesten Weiblichkeits-Rettung aller Zeiten, nämlich der Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts in der Sprache, beschäftigt ist, werden ihre Kinder aufs Übelste missbraucht von den Männern, die sie als Konkurrenten, ja als beneidete Konkurrenten ansieht.
Ich höre schon den Aufschrei vieler Hardcorefeministinnen, die die Frau nur in einem Unschuldsgewand zulassen kann, dass es wieder so typisch sei, der Frau die Mit-Schuld zu geben.
Welch eine Verkennung der eigenen weiblichen Stärke, welch ein neidisches Desaster, welches ja schon in der griechischen Mythologie seinen Ausdruck findet, wenn auch im männlichen/göttlichen Begehren. Es kann nachgelesen werden in den „Metamorphosen“ des Ovid, (10, 162-219), wie Zephyr neidisch auf Apollo sein Ziel verfehlt und nicht den Konkurrenten, sondern das, was er liebt, den Knaben Hyakinthos trifft und tötet. Zudem noch ist die Mythologie voll von Kindesmissbrauch und elysischer Übergriffigkeit.
Hyakinthos, wohl meistens als Knabe dargestellt, soll vielerorts kultisch gehuldigt worden sein.
Es könnte ein Einwand lauten, das ist nun kein gutes Beispiel um Grenzüberschreitungen zu erklären.
Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass gerade mit der griechischen Mythologie und dem entsprechenden Hedonismus der Männerkult und der Kinds-missbrauch zur Macht gelangten. Hier waren die Frauen meistens ausgegrenzt und kamen nur als Hexen und Zauberinnen oder unscheinbare Ehefrauen vor.
Damit konnte man tatsächlich jede Beschuldigung der Männergesellschaft von Seiten der Frau zunichte machen.
Was ich aber mit dem Beispiel eigentlich sagen will, ist, dass Neid, eifersüchtig (invidia) sein auf etwas anderes, dass man nicht hat oder ist, wohl auch niemals sein kann zum Schielen verurteilt. Indem man/frau es haben will, wird sie/er mit fokussiertem Blick (in videre) um zu sehen, was sie/er will, das töten, was sie/er ist und hat und haben will.
Männer haben ihren Freund, ihr alter Ego, außerhalb ihrer selbst, Frauen sind auch potentiell immer schon innen mindestens zwei. Hier ist die Differenz, an der das Nachdenken über Geschlechter-gerechtigkeit und Übergriff ihren Anfang nehmen müsste.
Worauf schaut denn der heutige Mensch, in einer digitalisierten Welt, wenn er meint, etwas zu bedürfen, das er nicht hat? Auf sein Handy, sein Smartphone, sein technisches Medium. Natürlich, hier ist alles, was ich vorher sagte vereint. Wenn dann noch der eigene Missbrauch selber angeschaut werden kann auf dem eigenen Bildschirm, eventuell sogar mit Freunden, dann ist die Mythologie mit der sogenannten aufgeklärten technisierten Welt in himmlischer Weise verbunden und das göttliche Phantasma ganz bei dem Verbraucher/Nutzer, der zugleich Welt-schaffender Film-Produzent ist. Darin also gottgleich! Wieso sollte er sich schuldig fühlen? Wenn da nur nicht die Dämonen wären, wäre doch alles in Ordnung! Oder?